Labuk Bay auf Borneo – Heimat der Nasenaffen

Labuk Bay ist einer der wenigen Orte auf Borneo, an dem Besucher die faszinierenden Nasenaffen in einem naturnahen, halbwilden Schutzgebiet aus nächster Nähe beobachten können. Abgelegen und schwer erreichbar, zwischen endlosen Palmenplantagen und uralten Mangrovenwäldern gelegen, bietet dieses private Schutzgebiet ein einzigartiges Naturerlebnis. Wer die beschwerliche Anreise auf sich nimmt, wird mit spektakulären Tierbeobachtungen, tiefen Einblicken in das Leben dieser seltenen Primatenart und einer authentischen, unberührten Atmosphäre belohnt.

Lage und Anreise

Labuk Bay liegt in der Region Sandakan im malaysischen Bundesstaat Sabah auf Borneo. Die Anreise ist abenteuerlich und nur mit eigenem Fahrzeug, Fahrer oder organisiertem Transfer möglich. Öffentliche Verkehrsmittel existieren nicht. Viele Reisende buchen daher private Fahrer für den gesamten Tag. Diese übernehmen nicht nur den Transfer, sondern bleiben auch vor Ort und fahren nach dem Besuch wieder zurück. Von Sepilok oder Sandakan aus dauert die Fahrt rund eine Stunde, je nach Zustand der Straßen auch länger. Der letzte Teil der Strecke führt über schmale, unbefestigte Wege durch Ölpalmenplantagen. Diese Straßen sind besonders bei Regen schwierig zu befahren.

Der Ort selbst ist extrem abgeschieden. Umgeben von Palmenmonokulturen wirkt das Schutzgebiet wie eine kleine Oase inmitten industriell genutzter Landschaften. Im Inneren der Anlage führen Holzstege durch dichte Mangroven, zwischen denen immer wieder Beobachtungsplattformen auftauchen. Es gibt vor Ort kaum Infrastruktur: keine Geschäfte, keine Tankstellen und kaum Internet. Eine einfache Lodge und ein kleines Besucherzentrum mit Café sind vorhanden, doch der Ort lebt ganz von seiner Natur – und den Affen.

Geschichte und Hintergrund

Das Labuk Bay Proboscis Monkey Sanctuary ist eine private Initiative des Besitzers der umliegenden Palmölplantagen. Ursprünglich war geplant, das Gebiet zu roden, doch nachdem Proboscis-Gruppen entdeckt wurden, entschied man sich um und schuf ein Schutzgebiet. Seither wurden Holzstege, Besucherplattformen, ein Café und die Nipah Lodge angelegt. Der Fokus liegt auf Beobachtung und Fototourismus und weniger auf Rehabilitation oder Forschung, im Unterschied zu Einrichtungen für Orang-Utans und Sonnenbären.

Die Nasenaffen – Stars von Labuk Bay

Die Hauptattraktion von Labuk Bay sind die Nasenaffen, die auch als „Proboscis Monkeys“ bezeichnet werden. Diese Primatenart kommt ausschließlich auf Borneo vor und ist stark gefährdet, unter anderem durch Lebensraumverlust, Palmölplantagen und Wilderei. Charakteristisch für die Tiere sind die langen, fleischigen Nasen, die ihnen nicht nur ihr unverwechselbares Aussehen verleihen, sondern auch zur Lautverstärkung beim Rufen dienen.

In Labuk Bay leben mehrere stabile Gruppen dieser Tiere. Die Affen sind weitgehend wild, bewegen sich frei in dem halbgeschützten Gebiet. Sie sind an Menschen gewöhnt und nähern sich bei Fütterungen regelmäßig den Plattformen. Dort lassen sie sich in Ruhe beobachten: beim Fressen, beim Herumtollen, bei Revierstreitigkeiten oder bei der Pflege der Jungtiere.

Besonders faszinierend ist das Sozialverhalten der Nasenaffen. Sie leben in Haremgruppen, die aus einem dominanten Männchen und mehreren Weibchen mit Nachwuchs bestehen. Daneben existieren sogenannte Junggesellengruppen, in denen sich heranwachsende Männchen gegenseitig messen, bevor sie versuchen, eine eigene Gruppe zu übernehmen. Ihre Körperhaltung, Mimik und Interaktionen sind äußerst ausdrucksstark und machen sie zu einem Highlight für Verhaltensbeobachter und Fotografen.

Andere Wildtiere

Neben den Nasenaffen trifft man in Labuk Bay regelmäßig auf Silberblattaffen (Silvered Leaf Monkeys). Diese eleganten, scheuen Affen mit silbrigem Fell und markanten Gesichtern sind meist in kleineren Gruppen unterwegs. Besonders auffällig sind die leuchtend orangefarbenen Babys, die einen starken Kontrast zum silbergrauen Fell der Erwachsenen bilden.

Hin und wieder sieht man auch Makaken, insbesondere die langschwänzigen Krabbenesser. Sie halten sich eher in Randzonen auf und suchen nach Futterresten. Ihre Präsenz wird von Rangern genau beobachtet, da sie manchmal aggressiver auftreten können. Daneben gibt es auch Warane, Wildschweine und gelegentlich Nashornvögel, Eisvögel sowie weitere Vögel der Mangrovenzone.

In den abgelegenen Bereichen des Schutzgebiets soll es nach Einbruch der Dunkelheit auch gelegentlich Sichtungen von Schleichkatzen und Slow Loris geben, doch diese sind für Tagesgäste eigentlich nicht zu entdecken!

Der Ort selbst – Atmosphäre und Besonderheiten

Labuk Bay ist kein Zoo. Das Schutzgebiet ist bewusst naturnah gestaltet. Die Tiere leben frei in ihrem natürlichen Lebensraum und die Besucherplattformen sind so positioniert, dass sie das Verhalten der Tiere möglichst wenig beeinflussen. Dennoch werden die Tiere regelmäßig gefüttert, um sie für Beobachtungen anzulocken. Die Fütterungen finden zweimal täglich an zwei verschiedenen Plattformen statt und bieten die beste Gelegenheit, möglichst viele Tiere aus nächster Nähe zu beobachten.

Die Atmosphäre ist ruhig, fast meditativ. Es gibt keine richtige Massen an Touristen, keinen Lärm und keine überladene Infrastruktur. Wer hierherkommt, tut dies bewusst. Das Schutzgebiet wirkt wie ein Rückzugsort – sowohl für Tiere als auch für Naturfreunde.

Warum Labuk Bay einzigartig ist

Anders als bei anderen Schutzgebieten wie Sepilok, die sich vor allem auf Rehabilitation spezialisiert haben, liegt der Fokus in Labuk Bay auf Erhaltung und Beobachtung. Die Tiere sind weder in Käfigen untergebracht noch eingezäunt, sondern bewegen sich innerhalb eines relativ großen, naturnahen Areals. Sie könnten theoretisch auch abwandern, doch durch das gezielte Füttern und das von Ölpalmen geprägte, eingeschränkte Umland bleiben sie in der Nähe. Dadurch sind faszinierende Einblicke in ihr Leben möglich, ohne dass sie völlig domestiziert werden.

Labuk Bay ist auch ein Beispiel für die Möglichkeiten privater Naturschutzinitiativen. Die Fläche war ursprünglich zur weiteren Nutzung als Palmölplantage vorgesehen. Dass hier heute Wildtiere leben, verdankt sich der Entscheidung eines einzelnen Eigentümers, das Land umzugestalten – ein seltener Fall von Umweltschutz in privatwirtschaftlichem Rahmen.

Tipps für die Planung

  • Beste Zeiten: Früh morgens (9:30 Uhr) oder spätnachmittags (16:30 Uhr) sind ideal.
  • Vorbereitung: bequeme Kleidung, Mückenschutz, Wasser, Sonnenschutz, passende Schuhe.
  • Ausrüstung: Kameras kosten eine Gebühr von RM 10, Smartphones sind meist ausgenommen.
  • Anfahrt: Fahrer/Taxi vs. geteilter Shuttle – letzteres ist unkomplizierter, aber zeitlich fix.
  • Kombination: Eine perfekte Ergänzung zu Sepilok, Kinabatangan oder Turtle Island.
Gruppe an Nasenaffen
Gruppe an Nasenaffen

Labuk Bay ist kein einfacher Ort. Aber genau das macht ihn besonders. Wer sich auf die weite Anreise, die schlechten Straßen und die schlichte Infrastruktur einlässt, wird mit einem Erlebnis belohnt, das intensiver kaum sein könnte: das direkte Eintauchen in das Leben einer der außergewöhnlichsten Affenarten der Welt, mitten im Herzen von Borneos bedrohten Mangroven.

Dieser Artikel war über:BorneoAsienMalaysia
Zuletzt aktualisiert: 08.08.2025
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