La Paz ist ein lebendiges Durcheinander aus steilen Gassen, bunten Märkten, kolossalen Anden-Panoramen und einer überraschend jungen, kreativen Restaurantszene. Die Stadt wirkt wie in ein tiefes Tal gelegt: die Innenstadt mit ihren kolonialen Gebäuden und engen Gassen liegt in einem canyon-artigen Becken, während das größere, dichter besiedelte El Alto auf dem Hochplateau darüber thront. Für Reisende bedeutet das: atemberaubende Aussichten, kulturelle Tiefe – und zwingend notwendige Achtsamkeit beim Thema Höhe und Akklimatisierung.
Lage, Höhe und Anreise: Was man wissen muss
La Paz liegt in einem tief eingeschnittenen Tal auf der Westseite Boliviens; die Innenstadt bewegt sich je nach Punkt zwischen etwa 3.250 und 4.100 Metern über dem Meeresspiegel – damit gehört La Paz zu den höchstgelegenen Verwaltungshauptstädten der Welt. Der internationale Flugverkehr läuft über den Flughafen El Alto oberhalb der Stadt; dieser Flughafen liegt bei etwa 4.000 Metern und ist damit einer der höchstgelegenen internationalen Flughäfen weltweit. Das hat praktische Folgen: viele Flüge landen in El Alto, von dort geht es per Taxi, Transfer oder dem städtischen Seilbahnsystem weiter hinunter in die Stadt.
Wichtiger Gesundheitshinweis: La Paz ist hochgelegen: die Gefahr für akute Höhenkrankheit ist real. Gesundheitsbehörden raten zu langsamer Akklimatisierung, viel Flüssigkeit und Verzicht auf Alkohol in den ersten 48 Stunden. Wer aus niedrigen Lagen direkt nach La Paz fliegt, sollte sich mindestens ein bis zwei Tage Ruhe gönnen, bevor er viel unternimmt oder körperlich anstrengende Aktivitäten plant. Symptome wie starke Kopfschmerzen, Übelkeit, Atemnot in Ruhe oder Verwirrung erfordern sofortigen Abstieg und medizinische Hilfe.
Kurze Geschichte: Von der Kolonialgründung zur modernen Metropole
La Paz wurde am 20. Oktober 1548 als Nuestra Señora de La Paz gegründet; spanische Kolonisatoren legten die Stadt an einem bereits von indigenen Gemeinschaften genutzten Ort an, um Handelsrouten zwischen den Silberminen (vor allem Potosí) und der Küste zu verknüpfen. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich La Paz zu einem politischen und wirtschaftlichen Zentrum – geprägt von kolonialer Architektur, indigenen Traditionen (Aymara- und Quechua-Kultur) und modernen städtischen Umbrüchen, die die Stadt bis heute formen. Wer La Paz besucht, sieht auf Schritt und Tritt diese Schichten der Geschichte: Plätze, Verwaltungsgebäude und Kirchen aus der Kolonialzeit neben pulsierenden Märkten und neuen urbanen Projekten.
Sehenswürdigkeiten: Die Must-Sees und Geheimtipps
La Paz bietet mehr als ein oder zwei Highlights; die Stadt und ihr Umland lassen sich gut in eigene Erkundungsblöcke aufteilen: Innenstadt & Altstadt, die Märkte, Aussichtspunkte und die skurrilen Mondlandschaften in Stadtnähe.
Plaza Murillo & historische Innenstadt
Die Plaza Murillo ist nicht nur politisches Zentrum mit Regierungspalast, Kathedrale und Parlamentsgebäude, sondern auch ein lebendiger Treffpunkt für Einheimische, Straßenkünstler und Händler; hier lässt sich das Herzschlagen der Stadt besonders intensiv spüren. Gleichzeitig ist die Plaza von historischer Bedeutung, da hier zahlreiche politische Ereignisse und Demonstrationen stattfanden, die den Lauf der bolivianischen Geschichte nachhaltig geprägt haben.
Death Road (Yungas-Straße)
Die legendäre „Camino de la Muerte“ gilt als eine der spektakulärsten, aber auch gefährlichsten Straßen der Welt. Heute ist sie vor allem ein beliebtes Ziel für Abenteuerlustige, die per Mountainbike rund 60 Kilometer von der kalten Andenluft La Paz’ hinab in das tropische Coroico fahren.
Calle Jaén und das Stadtmuseum
Die Calle Jaén gilt als eine der malerischsten Straßen von La Paz, mit farbenfrohen kolonialen Häusern, gepflasterten Wegen und kleinen Balkonen, die ein Gefühl vergangener Jahrhunderte vermitteln. Entlang der Gasse liegen mehrere Museen, darunter das Museo del Oro, das Museo de Instrumentos Musicales und das Museo de Metales Preciosos, die einen tiefen Einblick in Boliviens kulturelles Erbe geben. Hier spürt man die Verbindung von Geschichte und Gegenwart, da sich zwischen den historischen Gebäuden auch kleine Galerien, Kunsthandwerksläden und gemütliche Cafés befinden.
Museo de la Coca
Ein kleines, aber informatives Museum, das sich der Geschichte und kulturellen Bedeutung der Cocapflanze widmet. Besucher erhalten Einblicke in traditionelle Anwendungen, die soziale und wirtschaftliche Rolle der Pflanze sowie die global kontrovers diskutierten Aspekte. Darüber hinaus zeigt das Museum anschaulich, wie stark die Cocapflanze das tägliche Leben in den Anden seit Jahrhunderten prägt und welche Missverständnisse im internationalen Diskurs rund um ihre Nutzung bestehen.
Mercado de las Brujas (Witches’ Market)
Ein faszinierender, oft fotografierter Markt im Altstadtbereich (um Calle Linares und angrenzende Straßen) – hier verkaufen Aymara-Frauen (chulitas) traditionelle Heilpflanzen, Amulette, getrocknete Lamasfeten und Ritualelemente. Für Besucher ist der Markt ein kulturelles Fenster in andine Spiritualität; respektvolles Verhalten und Fragen an die Verkäuferinnen werden empfohlen.
El Alto Markt (Feria de 16 de Julio)
Jeden Donnerstag und Sonntag findet in El Alto einer der größten Märkte Südamerikas statt. Von Kleidung über Elektronik bis hin zu Tieren und traditionellem Kunsthandwerk gibt es hier alles. Der Markt vermittelt authentische Eindrücke ins Alltagsleben der Bevölkerung.
Mi Teleférico – die Seilbahn als Stadtverkehr
Mi Teleférico hat La Paz/El Alto revolutioniert: das städtische Gondelsystem verbindet die Stadtteile und bietet einzigartige Ausblicke über das Tal. Die Netzwerkstruktur umfasst inzwischen mehrere Linien und Dutzende Stationen – ideal, um schnell Höhenunterschiede zu überwinden und einen Übersichtsblick über die Stadt zu bekommen. Fahrten sind nicht nur praktisch, sondern touristisch spektakulär.
Kili Kili Mirador
Einer der besten Aussichtspunkte der Stadt. Von hier aus eröffnet sich ein Panorama über das gesamte Tal von La Paz mit den verschachtelten Häusern bis hin zu den schneebedeckten Gipfeln des Illimani. Besonders bei Sonnenuntergang ein unvergesslicher Anblick.
Cholita Wrestling
Ein außergewöhnliches kulturelles Ereignis, das jeden Sonntag in El Alto stattfindet. Hier treten indigene Aymara-Frauen, die „Cholitas“, in traditionellen Kleidern und Bowlerhüten in einer spektakulären Wrestling-Show gegeneinander an. Die Mischung aus sportlicher Akrobatik, Theatralik und Humor hat die Shows weit über Bolivien hinaus bekannt gemacht.
Valle de la Luna (Moon Valley)
Ungefähr 10 km außerhalb des Zentrums liegt diese bizarre, erodierte Landschaft mit spitzen Lehmtürmen und Wegen, die wie eine Mondlandschaft wirken – besonders stimmungsvoll in den Morgen- oder Abendstunden. Guter Schuhwerk und Sonnenschutz einplanen!
Valle de las Ánimas (Tal der Seelen)
Ein landschaftliches Highlight außerhalb der Stadt. Spitztürmige Felsformationen, tiefe Täler und spektakuläre Wanderwege machen diesen Ort zu einem Geheimtipp für alle, die Natur und Ruhe suchen. Am besten mit lokaler Führung oder organisiertem Transport zu erreichen.
Essen & Trinken: Von Straßenkost bis Fine Dining
Die Gastronomie La Paz’ hat in den letzten Jahren international auf sich aufmerksam gemacht: traditionelle Gerichte wurden neu interpretiert, und Spitzenrestaurants haben das kulinarische Profil der Stadt geschärft. Parallel dazu gedeiht eine lebendige Straßenszene mit frittierten Spezialitäten, Suppen und regionalen Klassikern (z. B. salteñas, anticuchos, sopa de maní).
Empfehlenswerte Adressen und Viertel:
- Bolivian Popular Food: ein beliebtes Restaurant mit modernen Interpretationen klassischer Gerichte. Hier werden bolivianische Zutaten kreativ kombiniert, ohne den authentischen Geschmack zu verlieren.
- Café del Mundo: ein Treffpunkt für Reisende aus aller Welt. Die Speisekarte reicht von internationalem Frühstück bis zu vegetarischen Gerichten, begleitet von gutem Kaffee in entspannter Atmosphäre.
- The Carrot Tree: bekannt für frische, gesunde Küche mit vielen vegetarischen und veganen Optionen. Besonders beliebt sind die Bowls und Smoothies auf der sonnigen Terrasse mit Blick über die Stadt.
- The Lucky Llama: ein charmantes Café und Restaurant mit gemütlichem Ambiente, ausgezeichnetem Kaffee und regionalen Speisen; perfekt für eine Pause nach einem Tag in der Höhenluft.
- Sopocachi-Viertel: das kreative Zentrum von La Paz mit zahlreichen kleinen Bistros, Bars und Cafés. Ideal, um abends durch die Straßen zu schlendern und lokale Spezialitäten zu entdecken.
- Straßenessen & Märkte: Für authentische Geschmäcker.
Praktische Tipps: Anreise, Geld, Sicherheit und Klima
- Anreise & Gepäck: Flüge landen in El Alto (LPB). Wegen der dünnen Luft gelten für Flugzeugleistungen besondere Regeln – das beeinflusst selten den Reisenden, aber Gepäck und Anschlüsse können strenger kontrolliert sein.
- Geld & Preise: Boliviano (BOB) ist die Landeswährung; Kreditkarten werden in vielen Restaurants und Hotels akzeptiert, in lokalen Märkten jedoch meist nicht. Geldautomaten sind in der Stadt weit verbreitet, aber Vorsicht bei nächtlichen Abhebungen.
- Sicherheit: La Paz ist urban und wie viele Großstädte von Taschendiebstahl betroffen; in Touristenzonen sind übliche Vorsichtsmaßnahmen zu empfehlen: Wertsachen im Hotelsafe lassen, Taschen geschlossen halten, bei Menschenansammlungen vorsichtig sein. Für Nachtfahrten außerhalb stark frequentierter Bereiche lieber registrierte Taxis oder App-Dienste nutzen. (Aktuelle Sicherheitshinweise prüfen; Botschaften/Ministerien geben regionalspezifische Hinweise.)
- Klima & Kleidung: La Paz hat stark schwankende Tag-/Nacht-Temperaturen. Sonnenschutz ist essenziell (UV-Strahlung in großer Höhe), ebenso warme Schichten für Abend und Morgen. Regenzeit ist typischerweise zwischen Dezember und März – Straßen können dann matschig werden.
- Kommunikation & Sprache: Spanisch ist Alltagssprache, Aymara und Quechua werden in weiten Teilen gesprochen. Grundkenntnisse Spanisch erleichtern den Alltag, aber Touristenzonen haben oft Personal mit Englischkenntnissen.
La Paz ist eine Stadt der Extreme: in schwindelerregender Höhe gelegen, geprägt von einem spektakulären Wechselspiel aus kolonialer Vergangenheit, indigenen Traditionen und moderner Urbanität. Besucher finden hier ein faszinierendes Mosaik aus Märkten, Museen, Naturwundern und futuristischen Verkehrslösungen wie Mi Teleférico.
Wer La Paz besucht, sollte Zeit und Geduld für Akklimatisierung mitbringen, um die Stadt wirklich genießen zu können. Mit der richtigen Vorbereitung wird der Aufenthalt zu einem einzigartigen Erlebnis zwischen Höhenluft, Kulturvielfalt und überraschend moderner Dynamik — eine Reise, die man so schnell nicht vergisst.