Brunei Guide: Reiseführer durch das Sultanat auf Borneo

Brunei ist ein kleines, oft übersehenes Land auf der Insel Borneo. Es fasziniert mit einer Mischung aus üppigem Regenwald, prachtvollen Moscheen und reicher Kultur. Abseits der typischen Reiserouten durch Südostasien zeigt sich hier ein Land, das viel Ruhe und Natur bietet, aber auch mit politischen und gesellschaftlichen Besonderheiten herausfordert. Wer Brunei besucht, trifft auf gastfreundliche und höfliche Menschen, die stolz auf ihr Heimatland sind, wenngleich das politische System und die strenge Gesellschaftsordnung kritisch betrachtet werden müssen.

Lage und Geografie

Brunei Darussalam liegt auf der Insel Borneo in Südostasien und grenzt ausschließlich an Malaysia. Das kleine Sultanat ist in zwei nicht zusammenhängende Teile geteilt, die beide an den malaysischen Bundesstaat Sarawak angrenzen. Die gesamte Ostküste Bruneis liegt am Südchinesischen Meer. Mit einer Fläche von rund 5.765 Quadratkilometern zählt Brunei zu den kleineren Staaten der Welt. Es bietet jedoch eine bemerkenswerte landschaftliche Vielfalt: tropischer Regenwald, Mangroven, Flüsse und eine ausgedehnte Küstenlinie.

Geschichte: Vom mächtigen Sultanat zum reichen Erdölstaat

Brunei war im 15. und 16. Jahrhundert ein bedeutendes regionales Sultanat, das große Teile Nordborneos und der Philippinen kontrollierte. Im 19. Jahrhundert verlor es durch britischen Kolonialdruck und die Expansion des Herrschers von Sarawak große Gebiete. 1888 wurde Brunei britisches Protektorat. Der wahre Wohlstand begann jedoch erst mit der Entdeckung von Erdöl im Jahr 1929. 1984 wurde Brunei unabhängig, blieb jedoch eine absolute Monarchie unter Sultan Hassanal Bolkiah. Politische Freiheit ist begrenzt und seit 2014 gilt die Scharia im Rechtssystem, was international kritisch gesehen wird.

Jame' Asr Hassanil Bolkiah Moschee
Jame' Asr Hassanil Bolkiah Moschee

Politik und Gesellschaft – absolutistisch und konservativ

Brunei ist eine absolute Monarchie unter Sultan Hassanal Bolkiah, der das Land seit 1967 regiert. Eine politische Opposition ist nicht erlaubt und Pressefreiheit gibt es kaum. Seit 2014 gilt die Scharia in Teilen des Justizsystems, was international für Kritik sorgt – etwa aufgrund der darin verankerten drakonischen Strafen, die in der Praxis jedoch selten angewendet werden. LGBTQ+-Personen leben offiziell unter starker rechtlicher Repression, was für viele westliche Reisende moralisch schwer vereinbar sein kann.

Dennoch gilt Brunei als sicher und stabil – allerdings zu einem Preis: ein weitgehend kontrolliertes gesellschaftliches Leben mit wenig Raum für politische oder kulturelle Vielfalt.

Klima und beste Reisezeit

Brunei liegt in der tropischen Klimazone mit ganzjährig hohen Temperaturen (zwischen 24 °C und 32 °C) sowie hoher Luftfeuchtigkeit. Es gibt keine ausgeprägten Jahreszeiten, jedoch eine Regenzeit von etwa Oktober bis Januar. Die trockenere Phase von Februar bis April gilt als die beste Reisezeit. In dieser Zeit sind die Straßenverhältnisse gut und Aktivitäten im Freien, wie Dschungelwanderungen oder Bootstouren, lassen sich besonders angenehm gestalten.

Einreise und Sicherheit

Deutsche Staatsbürger benötigen für Aufenthalte bis zu 90 Tagen kein Visum. Ein noch mindestens sechs Monate gültiger Reisepass ist ausreichend. Brunei gilt als sehr sicheres Reiseland mit niedriger Kriminalitätsrate. Die strengen islamischen Gesetze, insbesondere im öffentlichen Raum, sollten jedoch respektiert werden. Alkohol ist für Nicht-Muslime in begrenzter Menge zur Eigenverwendung erlaubt, darf aber nicht öffentlich konsumiert werden.

Anna in Jame' Asr Hassanil Bolkiah Moschee
Anna in Jame' Asr Hassanil Bolkiah Moschee

Kultur, Religion und Umweltschutz

Brunei ist ein tief islamisch geprägter Staat, in dem der malaiische Islam Staatsreligion ist. Die Gesellschaft ist konservativ, höflich und stark hierarchisch geprägt. Tradition und Religion durchdringen dort alle Lebensbereiche. Entsprechend sollte die Kleidung respektvoll sein – Schultern und Knie sollten möglichst bedeckt sein, besonders bei Besuchen religiöser Stätten.

Der Staat verfolgt eine klare Nachhaltigkeitsstrategie. Fast 70 % der Landesfläche stehen unter Schutz. Die Regierung investiert in Ökotourismus, beispielsweise im Ulu-Temburong-Nationalpark, und setzt auf Umweltbildung. Der Massentourismus wird bewusst limitiert, um Reisenden ein authentisches und naturnahes Erlebnis zu garantieren.

Währung und Kosten

Die offizielle Währung ist der Brunei-Dollar (BND), der im Verhältnis 1:1 mit dem Singapur-Dollar gekoppelt ist. Beide Währungen werden landesweit akzeptiert. Brunei ist für südostasiatische Verhältnisse ein teures Land, vor allem bei Unterkünften und importierten Waren. Dafür bietet das Land ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bei Transport, Streetfood und kulturellen Attraktionen.

Top Sehenswürdigkeiten in Brunei

Bandar Seri Begawan

Die Hauptstadt ist ruhig, sauber und erstaunlich modern. Zu den Highlights zählen:

  • Sultan-Omar-Ali-Saifuddien-Moschee: Sie ist das Wahrzeichen des Landes und bekannt für ihre goldene Kuppel sowie die Lage an einer künstlichen Lagune.
  • Jame‘ Asr Hassanil Bolkiah Moschee: Sie ist die größte Moschee Bruneis, hat 29 goldene Kuppeln und wurde zu Ehren des 29. Sultans erbaut. Ein architektonisches Meisterwerk.
  • Kampong Ayer: Das „Venedig des Ostens“ ist ein traditionelles Wasserdorf auf Stelzen. Per Wassertaxi kann man das Dorf entdecken und das authentische Leben am Fluss erleben. Von dort aus gelangt man außerdem ganz einfach in die Mangroven, in denen sich Nasenaffen, Krokodile und andere Tiere beobachten lassen.
  • Royal Regalia Museum: Hier erwartet einen eine faszinierende Ausstellung rund um das Leben und die Regentschaft des Sultans mit prachtvollen Kroninsignien und Geschenken aus aller Welt.
  • Gadong Night Market: Ein echtes Highlight für alle, die authentische Küche und lokale Atmosphäre erleben möchten, ist der Gadong Night Market. Hier erwacht täglich ab dem späten Nachmittag ein Markt voller Düfte, Geräusche und Aromen zum Leben.

Ulu Temburong Nationalpark

Der abgelegene Ulu-Temburong-Nationalpark im Osten Bruneis ist nur per Boot über Flüsse erreichbar. Er ist ein Vorreiter für nachhaltigen Ökotourismus und zählt zu den besten Orten weltweit, um unberührten Regenwald zu erleben.

Strände und Küste

Brunei bietet auch einige wenig bekannte, aber sehr schöne Strände:

  • Tungku Beach: Er ist beliebt für Sonnenuntergänge und Picknicks, besonders bei Einheimischen.
  • Muara Beach: Ein langer, sauberer Sandstrand nahe dem gleichnamigen Hafen, ideal zum Entspannen.
  • Serasa Beach: Perfekt für Wassersportarten wie Kajakfahren oder Windsurfen. Auch hier gibt es einfache Cafés und Sporteinrichtungen.

Brunei ist kein klassisches Traumreiseziel für jedermann, sondern verlangt Offenheit für ein Land, in dem Tradition, Religion und Monarchie fest verbunden sind. Die Menschen sind freundlich und herzlich. Gerade deshalb lohnt es sich auch mal, Brunei differenziert zu betrachten – abseits der Regierung und der politischen Einschränkungen. Naturliebhaber und Ruhesuchende erwartet im Sultanat eine einzigartige Erfahrung, auch wenn es nicht die lebhafte Vielfalt anderer südostasiatischer Länder bietet. Eine Reise nach Brunei ermöglicht es, Südostasien aus einer anderen Perspektive zu erleben – mit all seinen Facetten.

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