Die Chinesische Mauer: Unser Erlebnis am Mutianyu-Abschnitt

Die Chinesische Mauer – allein der Name weckt Bilder von gewaltigen Steinwällen, die sich scheinbar endlos über schroffe Bergrücken ziehen. Kaum ein Bauwerk der Welt ist so bekannt und doch in vielerlei Hinsicht so unterschätzt. Sie zählt zu den beeindruckendsten Bauwerken der Menschheitsgeschichte und das völlig zu Recht: Sie ist eines der Neuen Sieben Weltwunder und steht sinnbildlich für Größe, Ausdauer und den menschlichen Willen, das Unmögliche möglich zu machen.

Einer der schönsten und zugleich angenehm ruhigsten Abschnitte ist Mutianyu, genau hier waren wir im März und haben ein einzigartiges Abenteuer erlebt. Unser Besuch war mehr als nur ein Häkchen auf der Bucket List – es war ein Moment tiefer Ehrfurcht, Abenteuerlust und echter Verbundenheit mit der Geschichte.

Lage und Erreichbarkeit des Mutianyu-Abschnitts

Mutianyu liegt rund 70 Kilometer nordöstlich von Peking und gilt als eine der besten Alternativen zu den stark frequentierten Streckenabschnitten Badaling, Jinshanling oder Simatai. Der große Vorteil: Mutianyu ist gut erreichbar, aber deutlich weniger überlaufen, vor allem, wenn man früh morgens ankommt.

Wir haben uns für einen privaten Fahrer entschieden, um den Tag möglichst effizient zu nutzen. Unsere Fahrt begann noch vor Sonnenaufgang – und es hat sich gelohnt: Wir waren die ersten Besucher an diesem Tag auf der Mauer. Alternativ kann man sich auch mit einem Didi (die chinesische Version von Uber) für ca. 200-300 Yuan pro Fahrt hin und zurück fahren lassen. Die Fahrt dauert je nach Verkehr ca. 1,5 Stunden.

Tickets und Seilbahn: Flexibel planen und das Beste rausholen

Eintrittskarten für den Mutianyu-Abschnitt können entweder vor Ort oder bequem über WeChat gebucht werden. Eine frühzeitige Buchung ist empfehlenswert, um Wartezeiten zu vermeiden. Der Eintritt selbst ist recht günstig, allerdings sind die Fahrten mit der Seilbahn oder der Sommerrodelbahn nicht enthalten und kosten extra. In unserem Fall waren es 140 Yuan für die Seilbahn hoch und die Sommerrodelbahn runter.

Die Seilbahn bringt einen direkt in die Nähe des Wachturms 6, von wo aus man die Mauer in beide Richtungen erkunden kann, je nach Kondition, Lust und Tageszeit. Die Sommerrodelbahn ist vor allem auf dem Rückweg ein Highlight: rasant, lustig und mit schönen Ausblicken.

Geschichte und Bedeutung – Ein Symbol der Ausdauer

Die Ursprünge der Chinesischen Mauer reichen bis ins 7. Jahrhundert v. Chr. zurück, der heute sichtbare Teil stammt jedoch aus der Ming-Dynastie (1368-1644). Ursprünglich zum Schutz gegen Eindringlinge aus dem Norden errichtet, entwickelte sich die Mauer zu einem Symbol nationaler Identität und menschlicher Ingenieurskunst. Mit einer Gesamtlänge von über 21.000 Kilometern ist sie nicht nur das längste von Menschenhand errichtete Bauwerk der Welt, sondern auch eines der Neuen Sieben Weltwunder. Dieser Titel spiegelt nicht nur ihre beeindruckende Dimension, sondern auch ihre kulturelle und historische Bedeutung wider.

Der Abschnitt in Mutianyu selbst wurde im 6. Jahrhundert erbaut und später umfangreich restauriert – hier steht man also tatsächlich auf Jahrhunderten der Geschichte. Besonders beeindruckend: die Bauweise mit Zinnen, Schießscharten und Signaltürmen, die nicht nur militärisch funktional, sondern auch architektonisch durchdacht ist. Jeder Meter der Mauer erzählt von harter Arbeit, Entbehrungen und strategischem Denken – ein Erlebnis, das beim Wandern förmlich spürbar wird.

Unsere Wanderung: Von Turm 5 bis 1 und zurück bis 14

Unser Weg begann bei Turm 6, den wir mit der Seilbahn erreichten. Mit den ersten Sonnenstrahlen standen wir auf der Mauer – allein, ganz in Ruhe. Ein magischer Moment, den man nur erleben kann, wenn man früh aufbricht.

Zuerst ging es in Richtung Turm 1. Die Strecke war kurz, aber anspruchsvoll, an vielen Stellen musste man regelrecht klettern. Zwischen den Türmen gibt es steile Stufen, bröckelige Steine und fast senkrechte Anstiege. Nach Turm 1 endet der Weg abrupt, da die Mauer ab hier nicht mehr restauriert wurde. Der Blick auf die verfallenen Teile – von der Natur zurückerobert – war beeindruckend.

Danach ging es zurück und weiter zum Turm 14, ein etwas gemütlicherer Weg, der aber ebenso atemberaubende Ausblicke auf die umliegende Hügellandschaft bot. Insgesamt verbrachten wir gut vier Stunden auf der Mauer, jede Minute war etwas Besonderes.

Tipps für Besucher: So wird euer Besuch unvergesslich

  • Früh starten: Je früher ihr startet, desto größer die Chance, die Mauer noch ohne große Touristengruppen zu erleben.
  • Privater Fahrer lohnt sich: Flexibler, stressfreier und meist sehr zuverlässig.
  • Gute Schuhe anziehen: Viele Abschnitte sind steil und uneben – man braucht wirklich gutes Schuhwerk.
  • Eintritt + Bahn separat einplanen: Beides ist kostenpflichtig und sollte im Budget berücksichtigt werden.
  • Wetter im Auge behalten: Im März kann es noch kühl, aber auch klar sein – perfekte Bedingungen zum Wandern und Fotografieren.

Warum Mutianyu? Unsere persönliche Empfehlung

Mutianyu bietet alles, was man sich von einem Besuch der Chinesischen Mauer erhofft – nur ohne Massentourismus. Die Restaurierung ist hervorragend, die Aussicht spektakulär und die Möglichkeit, Seilbahn und Sommerrodelbahn zu benutzen, macht den Besuch auch für weniger sportliche Reisende erschwinglich. Wer ein echtes, intensives Erlebnis sucht und nicht nur ein schnelles Foto vor der Mauer machen will, ist hier genau richtig. Der Mutianyu-Abschnitt ist somit der perfekte Kompromiss zwischen Authentizität, Zugänglichkeit und Ruhe.

Unser Tag auf der Chinesischen Mauer war ein absolutes Highlight – intensiv, magisch und einfach unvergesslich. Schon die Anreise in der Morgendämmerung, das erste Licht auf den Berggipfeln und dann dieser Moment, als wir als erste die Mauer betraten – ganz allein, umgeben von Stille und Weite – das war Gänsehaut pur. Die Mauer selbst hat uns völlig überwältigt: Mächtig, geschichtsträchtig und wunderschön in die Berglandschaft eingebettet. Jeder Schritt fühlte sich wichtig an, jeder Blick war spektakulär. Für uns war der Besuch ein echtes Highlight unserer Reise.

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