Die drei steilen Granittürme, die Torres del Paine, sind die markantesten Gipfel des gleichnamigen Nationalparks im chilenischen Patagonien. Sie ragen als schlanke, oft wolkenumspielte Nadeln über einem kleinen, türkisfarbenen See, der Laguna Torre, auf und sind genau das Panorama, das sich den Besuchern von der berühmten Mirador-Plattform aus bietet. Die Kombination aus schroffen Granitspitzen, klaren Gletscherseen, Wind und der weitläufigen patagonischen Steppe macht diese Wanderung zu einem der symbolträchtigsten Tagesausflüge Südamerikas. Viele Besucher planen den Ausflug als Höhepunkt ihrer Patagonien-Reise.
Wichtige Fakten (auf einen Blick)
- Beste Reisezeit: Hauptsaison November bis März; Oktober/Frühjahr möglich, aber teils noch Schnee am Gipfel (wie bei unserem Besuch)
- Strecke (Hin- und Rückweg): ca. 18–22 km, abhängig vom Startpunkt. 18 km vom Hotel Las Torres, 22 km vom Welcome Center.
- Öffnungszeiten und Zeitlimit: Letzter Einstieg ca. 9–10 Uhr, finaler Anstieg wird ab 15 Uhr (im Sommer ca. 16 Uhr) geräumt – Abstieg muss vor Dunkelheit erfolgen.
- Höhenmeter/ Max. Höhe: Der Höhengewinn beträgt etwa 900 m. Der spürbare Endanstieg macht den Trail herausfordernd.
- Dauer: 6–10 Stunden (je nach Kondition, Pausen und Wetter).
- Startpunkt: üblicherweise Welcome Center oder direkt beim Hotel/Refugio Las Torres. Von dort beginnt der ausgeschilderte Sendero.
- Schwierigkeitsgrad: anspruchsvoll – lange Etappe, wechselnde Bedingungen, steiler letzter Abschnitt; Fitness empfohlen!
- Parkeintritt/Gebühren: Der Eintritt in den Nationalpark ist kostenpflichtig und die Preise variieren je nach Zeitraum. Tickets bekommt ihr hier!
Ausführliche Beschreibung der Abschnitte (Step-by-Step)
Die folgende Schrittfolge beschreibt die klassischen Abschnitte der Tageswanderung von der offiziellen Startzone (Welcome Center/Hotel Las Torres) bis zum Mirador.
1) Welcome Center bis zum Fuß des ersten Anstiegs (ca. 2 km, relativ flach)
Der klassische Startpunkt ist das Welcome Center nahe dem Hotel Las Torres. Die ersten knapp zwei Kilometer führen auf einem relativ breiten, gut begehbaren Pfad ohne nennenswerte Steigung. Dieser Abschnitt eignet sich hervorragend, um sich an den Trail zu gewöhnen, den Rucksack noch einmal anzupassen und ein erstes Gefühl für das Wetter und den Wind zu entwickeln. Bereits hier zeigt sich die typische patagonische Landschaft mit offener Steppe und freiem Blick Richtung Ascencio-Tal.
2) Langer Anstieg durch steiniges Gelände mit Bachläufen
Nach dem flachen Einstieg beginnt der erste längere Anstieg. Er ist technisch nicht extrem steil, zieht sich aber spürbar über mehrere Serpentinen hinweg. Der Weg führt stellenweise durch einen felsigen „Stream“-Abschnitt mit vielen kleinen Steinen und eingelaufenen Pfadspuren, weshalb Trittsicherheit erforderlich ist. Obwohl die Steigung moderat ist, summieren sich die Höhenmeter. Mentale Ausdauer ist gefragt, da dieser Teil länger dauert als erwartet.
3) Querung entlang des Ascencio-Tals: Auf und ab am Berghang
Im Anschluss öffnet sich das Terrain und man läuft gut sichtbar seitlich am Hang entlang durch das Valle Ascencio. Der Weg verläuft im Wechsel leicht bergauf und bergab, was Kraft spart, durch die ständigen Richtungswechsel aber dennoch fordernd ist. Die Winde können in diesem Abschnitt deutlich spürbar und kalt sein, bieten aber gleichzeitig eine willkommene Erfrischung nach dem ersten längeren Anstieg.
4) Refugio / Campamento Chileno (Zwischenstation)
Am Ende dieser Talpassage folgt ein kurzer Abstieg zum Refugio/Campamento El Chileno. Es ist ein häufiger Treffpunkt und bietet Anlaufpunkte wie einfache Verpflegung, Toiletten und die Möglichkeit, Gepäck für Übernachtungen abzulegen. Das ist auf dem Hinweg meist angenehm – viele freuen sich über diese kleine Entlastung. Allerdings sollte man sich bewusst sein: Auf dem Rückweg steht dieser Abschnitt wieder bergauf bevor und kann nach einem langen Tag zusätzliche Energie rauben. Wer den Trail als Tagestour plant, passiert hier den Großteil der Tagesgäste.
5) Durch den Wald: Ein längerer, ruhiger Zwischenteil
Nach dem Camp führt der Weg in einen Wald aus südlichen Buchen. Dieser Abschnitt wirkt zunächst häufig entspannend, da er windgeschützter ist und die Steigung geringer erscheint. Allerdings zieht sich der Weg durch den Wald länger als erwartet und kann aufgrund von matschigen Stellen, unebenem Gelände und vielen Wurzelpassagen anstrengend sein. Dennoch bietet er eine mentale Einstimmung auf den finalen Aufstieg.
6) Steiler Schlussanstieg: Die „harte“ letzte Stunde übers Geröllfeld
Der letzte Abschnitt ist der anspruchsvollste Teil des Trails: ein steiler, teils felsiger Anstieg über ein Moränenfeld. Hier müssen in relativ kurzer Zeit viele Höhenmeter überwunden werden. Der Weg ist gut sichtbar, aber unregelmäßig. Große Felsblöcke, lose Steine und Windböen machen diesen Abschnitt sehr anstrengend. Kondition und Trittsicherheit sind hier entscheidend.
7) Letzer Querweg zur Lagune (ca. 15–30 Minuten extra)
Kurz vor dem Ziel wartet noch ein letzter Übergang: Ein Weg führt rund um eine Felskuppe herum. Dieser Abschnitt kann weitere 15 bis 30 Minuten dauern und wird oft unterschätzt, da der Gipfel bereits „sichtbar nah“ wirkt. Gerade bei Schnee oder Eis ist hier zusätzliche Vorsicht geboten.
8) Mirador & Laguna Torre: Ziel!
Oben angekommen eröffnet sich der klassische Blick auf die drei Türme mit der Laguna Torre im Vordergrund. Fotografen und Ruhesuchende verteilen sich entlang der Uferzone. Für viele ist dieses Panorama der emotionale Höhepunkt ihrer gesamten Patagonien-Reise. Plane 20 bis 40 Minuten für die Aussicht, Fotos und kleine Pausen ein. Bedenkt, dass das Wetter schnell umschlagen kann. Setzt euch daher nicht zu lange hin, wenn Wind und Kälte einsetzen.
Öffnungszeiten, Zeitlimit und wie viel Zeit man realistisch einplanen muss
Die Wanderung zum Mirador Las Torres erfordert eine gute Zeitplanung, denn der Zugang ist klar reglementiert. Am Eingang des Nationalparks ist angegeben, dass der letzte offizielle Einlass für die Wanderung um 9:00 Uhr morgens erfolgt. In der Praxis wird häufig noch bis etwa eine Stunde danach (ca. 10:00 Uhr) eingelassen, danach kann es jedoch problematisch werden, da das Zeitfenster für den sicheren Hin- und Rückweg sonst nicht mehr eingehalten werden kann.
Besonders wichtig: Der finale Anstieg zur Lagune wird am Nachmittag kontrolliert und geräumt. Gegen 15:00 Uhr beginnt ein Ranger, den Bereich zu sichern, und läuft bis zum Aussichtspunkt hoch. Spätestens gegen 15:30 Uhr (im Sommer gegen 16:30 Uhr) werden alle Wanderer zum Abstieg aufgefordert. Der Grund dafür ist, dass der Rückweg – inklusive des steilen Downhill-Abschnitts und des langen Wald- und Talwegs – selbst bei zügigem Tempo mehrere Stunden dauert und niemand bei Dunkelheit in der Moräne oder im Waldabschnitt steckenbleiben soll.
Für die gesamte Tour sollte man mindestens 8 Stunden reine Wanderzeit einplanen, je nach Kondition 7 bis 10 Stunden inklusive Pausen. Ideal ist ein Start zwischen 6:00 Uhr und 8:00 Uhr, um ohne Zeitdruck zu gehen und genügend Spielraum für Pausen, Wetterumschwünge oder einen längeren Aufenthalt am Aussichtspunkt zu haben. Wer später startet, riskiert, den letzten steilen Abschnitt nicht mehr passieren zu dürfen oder unter Zeitdruck wandern zu müssen.
Praktische Hinweise vor Ort (Sicherheit, Wetter, Timing)
Patagonien ist für sein unbeständiges Wetter berühmt: Sonne, Regen, Hagel und stürmischer Wind können an einem Tag vorkommen. Windböen sind im Tal und besonders im Gipfelbereich häufig, weshalb leichte Zelte, lose Hüte oder Brillen gefährdet sind. Eine frühmorgendliche Startzeit reduziert das Risiko, den Rückweg bei Dunkelheit antreten zu müssen, und erhöht die Chance auf stabileres Wetter; allerdings ändert auch frühes Wetter nichts an der möglichen Windintensität. Beachte auch die Parköffnungszeiten sowie mögliche temporäre Sperrungen oder Beschränkungen (z. B. bei extremen Wetterbedingungen).
Entscheidungshilfe: Guide – Pro & Contra
Guide – Wann es evtl. sinnvoll ist:
Ein Guide bringt einen Mehrwert in Bezug auf Orts- und Sicherheitskenntnisse sowie Logistik. Allerdings ist die Wanderung auch ohne Guide machbar, da der Weg gut markiert ist und von vielen unabhängigen Wanderern unternommen wird. Für erste Besuche, bei unsicherer Kondition, in Gruppen mit unterschiedlicher Fitness oder in der Nebensaison kann ein Guide die Erfahrung jedoch deutlich sicherer und informativer machen. Viele Anbieter bieten zudem einen Transport ab Puerto Natales an, was die Logistik vereinfacht.
Kein Guide (selbstständig) – Wann das gut funktioniert:
Die Wanderung zur Mirador Las Torres ist ohne Guide durchaus machbar: Die Wege sind markiert, die Strecke ist gut begangen und es gibt Infrastruktur. Trotzdem darf man eine Unterschätzung nicht riskieren – vor allem wegen des Wetters und des letzten steilen Abschnitts. Selbstversorger müssen selbst für Notfälle vorbereitet sein (Erste Hilfe, zusätzliche Kleidung, genügend Wasser und Energie), da die Rettungs- oder Unterstützungszeiten in abgelegenen Gebieten länger sein können. Wenn du das Abenteuer unabhängig angehen willst, dann plane konservativ: weniger Gepäck, eine frühe Abmarschzeit und eine Person, die deine Route kennt.
Detaillierte Checkliste – Was mitnehmen (Tagestour)
- Rucksack: 20–30 l für Tagestour, regendicht verpackt.
- Kleidung nach dem Zwiebelprinzip: atmungsaktive Basisschicht, warme Isolationsschicht (Fleece/Daune), wind- und wasserdichte Hardshelljacke und -hose.
- Schuhe: Wasserdichte, eingelaufene Wanderschuhe mit gutem Profil und zusätzliche Socken.
- Wasser und Verpflegung: Mindestens 1,5–2 l Wasser (bei warmen Tagen mehr), energiereiche Snacks und ein eventuelles Lunchpaket. Unterwegs steht z. B. bei Refugio El Chileno eine Trinkwasserquelle zur Verfügung.
- Sonnenschutz und Brille: UV-Schutz und Sonnencreme sind auch bei Kälte wichtig.
- Kopfbedeckung und Handschuhe: dünne Handschuhe und ein wärmeres Paar für den Gipfelbereich.
- Karte/Navigation und Handy: Offline-Karte (App) und eine voll geladene Powerbank. Abstand zum Mobilfunknetz ist ab und an möglich.
- Erste-Hilfe-Set und persönliche Medikamente.
- Trekkingstöcke: Sehr empfehlenswert für den Abstieg und die letzten steilen Meter.
- Kamera/Extra-Speicher: Für ikonische Aufnahmen.
- Müllbeutel: Alles wieder mitnehmen – „Leave No Trace”.
Anreise & Logistik (Kurz)
Ausgangspunkt ist Puerto Natales, das ca. zwei Stunden entfernt liegt. Tägliche Busverbindungen bringen Wanderer zum Eingang des Parks (Laguna Amarga/Welcome Centre). Transfers oder organisierte Tagestouren sind weit verbreitet.
Parkticket/Eintritt: Der Park verlangt Eintritt. Der Ticketkauf ist online oder an bestimmten Vorverkaufsstellen möglich. Die Preise und Zeiträume können variieren. Es gibt Tages- und Mehrtagestickets. Informiere dich rechtzeitig auf der offiziellen Parkseite oder autorisierten Portalen.
Häufige Fehler und wie du sie vermeidest
- Zu spät losgehen: Ihr unterschätzt den Zeitbedarf und das Wetter – also früh starten!
- Unzureichende Kleidung: Wind und plötzliche Temperatursprünge erfordern Schichten.
- Falsche Schuhe: Glatte Schuhe machen das Finale gefährlich.
- Unterschätzte Hydration/Kalorien: Stellt eine Energiezufuhr für 6–10 Stunden sicher.
- Keine Reserven für schlechte Bedingungen: Plant extra Zeit ein und habt einen Plan B (z. B. eine Übernachtung in Chileno/Refugio, sofern verfügbar).
Fazit: Warum sich die Anstrengung lohnt!
Die Wanderung zum Mirador Las Torres ist zwar anspruchsvoll, für viele aber der emotionalste und landschaftlich beeindruckendste Tag ihrer Patagonien-Reise. Die Kombination aus der rauen Dramatik der Türme, dem klaren Bergsee und dem patagonischen Licht macht den Aufstieg kurzweilig, wenn man gut vorbereitet ist. Ob mit Guide oder eigenständig – wer Respekt vor Wetter und Gelände mitbringt, erlebt eine Szene, die lange im Gedächtnis bleibt.












