Die Sultan-Omar-Ali-Saifuddin-Moschee in Bandar Seri Begawan, der Hauptstadt Bruneis, zählt zu den beeindruckendsten islamischen Bauwerken Südostasiens. Mit ihrer goldenen Kuppel, dem weißen Marmor und ihrer Lage in einer künstlichen Lagune ist sie nicht nur ein religiöses Zentrum, sondern auch ein architektonisches Meisterwerk.
Eindrucksvolle Lage
Sie liegt im Herzen von Bandar Seri Begawan, der Hauptstadt Bruneis, direkt am Ufer des Brunei-Flusses. Umgeben von einer künstlich angelegten Lagune wirkt sie, als würde sie majestätisch über dem Wasser schweben. Diese besondere Platzierung spiegelt nicht nur die spirituelle Erhabenheit wider, sondern wurde auch mit Bedacht gewählt. In der islamischen Symbolik steht Wasser für Reinheit – eine zentrale Tugend im Glauben.
In der unmittelbaren Umgebung befinden sich zudem wichtige kulturelle Einrichtungen und Regierungsgebäude, wodurch die Moschee als religiöses, politisches und soziales Zentrum Bruneis positioniert wird. Sie ist für Besucher sehr gut erreichbar, sei es zu Fuß, per Taxi oder sogar per Wassertaxi über den Fluss.
Historischer Kontext
Die Moschee wurde unter der Herrschaft von Sultan Omar Ali Saifuddien III., der von 1950 bis 1967 regierte, errichtet. Er war nicht nur ein religiöser Führer, sondern auch ein visionärer Staatsmann, der als Vater der modernen bruneiischen Nation gilt. Sein Ziel war es, Brunei kulturell und infrastrukturell zu stärken, ohne dabei die islamische Identität zu verlieren.
Die Bauarbeiten begannen 1954 und dauerten bis 1958. Das Projekt kostete damals etwa fünf Millionen US-Dollar – eine beachtliche Summe, wenn man bedenkt, dass sich Brunei zu dieser Zeit noch in der Phase des wirtschaftlichen Wiederaufbaus befand. Die Moschee war nicht nur ein Glaubenshaus, sondern auch ein politisches Statement: Sie sollte zeigen, dass Brunei selbstbewusst seinen eigenen Weg zwischen Tradition und Moderne geht.
Architektur und Design
Architektonisch vereint die Moschee auf beeindruckende Weise islamische, malaiische und europäische Elemente. Verantwortlich für das Design war der italienische Architekt und Bildhauer Cavaliere Rudolfo Nolli. So stammt der weiße Marmor der Fassade aus Italien, die Granitsteine aus Shanghai, das Kristallglas aus England und die Teppiche aus Saudi-Arabien. Diese internationale Materialauswahl steht sinnbildlich für den Brückenschlag zwischen den Kulturen.
Die Hauptkuppel aus purem Gold ist das zentrale Highlight des Gebäudes. Mit einer Höhe von 52 Metern ist sie weit über die Stadtgrenzen hinaus sichtbar. Das 51 Meter hohe Minarett verfügt über einen Aufzug, der Besuchern einen eindrucksvollen Rundblick über die Stadt ermöglicht. Im Inneren dominieren Eleganz und Ruhe: Arabesken, feine Kalligraphien und prunkvolle Details schaffen eine Atmosphäre der Erhabenheit und Andacht.
Die Mahligai-Barke: Ein Relikt königlicher Spiritualität
Ein weiteres außergewöhnliches Merkmal ist die Mahligai-Barke: ein aufwändig verziertes, künstliches Schiff, das direkt vor der Moschee in der Lagune verankert liegt. Es wurde 1967 anlässlich des 1400-jährigen Jubiläums des Islams errichtet und symbolisiert die Verbindung von Religion und Monarchie. Ursprünglich wurde sie für Koranrezitations-Wettbewerbe genutzt, was zeugt von der tiefen Verwurzelung der religiösen Praxis in der bruneiischen Gesellschaft.
Die Barke ist nicht nur ein ästhetischer Blickfang, sondern verleiht der gesamten Anlage auch eine zusätzliche historische und spirituelle Dimension. Bei Sonnenuntergang spiegelt sich das goldene Licht auf dem Wasser und verwandelt das Ensemble in ein fast surreal wirkendes Bild.
Spirituelle und kulturelle Rolle im heutigen Brunei
Die Moschee ist nicht nur eine Sehenswürdigkeit, sondern auch ein aktives Zentrum islamischen Lebens. Sie bietet Platz für über 3.000 Gläubige und ist besonders während des Ramadans und zu islamischen Feiertagen wie Eid al-Fitr ein zentraler Ort für die Gemeinde. Neben den täglichen Gebeten finden hier auch religiöse Vorträge, Hochzeiten und andere kulturelle Veranstaltungen statt.
Für Muslime weltweit hat die Moschee eine besondere Bedeutung als Symbol für eine Nation, die es geschafft hat, moderne Entwicklung mit spirituellen Werten in Einklang zu bringen. Brunei verfolgt offiziell den Weg des „malaiischen islamischen Monarchie-Systems“ (MIB – Melayu Islam Beraja) und die Sultan-Omar-Ali-Saifuddin-Moschee verkörpert dieses Prinzip wie kaum ein anderes Bauwerk.
Besuchserlebnis für Touristen
Die Moschee ist auch für Nicht-Muslime zugänglich. Dabei müssen jedoch bestimmte Besuchszeiten und Bekleidungsvorschriften eingehalten werden. Roben und Kopfbedeckungen werden am Eingang kostenlos zur Verfügung gestellt. Um die spirituelle Atmosphäre zu wahren, ist das Fotografieren im Innenraum untersagt. Die Außenanlage ist frei zugänglich und eignet sich jedoch hervorragend für eindrucksvolle Aufnahmen.
Die besten Zeiten für einen Besuch sind am frühen Morgen oder zum Sonnenuntergang, wenn das Licht die goldene Kuppel besonders eindrucksvoll zur Geltung bringt. Besonders lohnenswert ist ein Spaziergang um die Lagune oder ein kurzer Abstecher in den nahegelegenen Taman Mahkota Jubli Emas Park.
Die Sultan-Omar-Ali-Saifuddin-Moschee ist weit mehr als nur ein religiöses Bauwerk – sie ist ein nationales Wahrzeichen, ein architektonisches Kunstwerk und ein Ort lebendiger spiritueller Praxis. Ihre kunstvolle Gestaltung, die zentrale Lage und die tiefgreifende symbolische Bedeutung machen sie zu einem unverzichtbaren Ziel für alle, die Brunei besuchen.